Das Spiel beginnt: Education-Larp
EduLarp ist eine theatrale Erfahrungs- und Lernform, die derzeit in diversen Bildungskontexten Einzug findet. Durch das Annehmen einer Aufgabe bzw. Rolle in einem spielerischen Kontext können (schul)relevante Themen aus differenzierten Blickwinkeln heraus befragt und modellhaft verstanden werden. Wir zielen mit dem Projekt insbesondere auf Motivation und Selbstwirksamkeit der Beteiligten, Demokratisierungsprozesse und auf verschiedene Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeiten im Bereich Sprachbildung mit theatral-spielerischer Praxis.
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EduLarp ist ursprünglich eine Abkürzung für Educational Live Action Role Play (BildungsLiveRollenSpiel), wird inzwischen aber eigenständig verwendet – ebenfalls das Verb »larpen«.
Die Handlungsmacht der Spielenden ist ein zentraler Bestandteil von EduLarp, da durch Entscheidungen und Interaktionen der Verlauf der Geschichte aktiv mitgestaltet wird. Inhaltliche Schwerpunkte und pädagogische Zielvorstellungen gehen miteinander einher und können flexibel gewichtet werden.
»EduLarp stellt die Spielenden vor Herausforderungen, die Lösungshandeln und Wissensanwendung erfordern und setzt durch Rollen- und Perspektivübernahme einen besonderen Fokus auf individuelle Entwicklung. Das ermöglicht sehr persönliche Zugänge zu Themen«, sagt Frauke Rubarth, Projektentwicklerin EduLarp.
Nachhaltig wird und wirkt es, wenn der Transfer in den Alltag geschieht, das heißt der Übertrag von fiktionalen Spielsituationen in reale Situationen der teilnehmenden Schüler:innen – und dadurch in ihre Lebens- und Lernwirklichkeit.
Methode
EduLarp nutzt die Prinzipien des Rollenspiels, um Lerninhalte erfahrbar zu machen. Die Methode unterstützt eine tiefere und selbstgesteuerte Auseinandersetzung mit komplexen Themen und ermöglicht es, abstrakte Konzepte greifbar zu machen. Der Einsatz von Rollenspielen fördert die Reflexion und das kritische Denken, indem die Lernenden in die Lage versetzt werden, Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen zu erleben.
Szenarien und Lernziele
Edu-Larp setzt dabei auf maßgeschneiderte Szenarien, die auf die jeweiligen Bildungsbedürfnisse und ‑ziele abgestimmt sind. Ob gesellschaftliche Fragestellungen, wissenschaftliche Konzepte oder Lerninhalte – die Szenarien sind so gestaltet, dass sie die Lernenden herausfordern und zur aktiven Problemlösung anregen.
Individuelle und soziale Entwicklung
Ein zentrales Merkmal von EduLarp ist die Förderung der individuellen und sozialen Entwicklung. Durch die Übernahme von Rollen entwickeln die Teilnehmer Empathie und Verständnis für andere Perspektiven. Die kollaborative Natur des Spiels stärkt Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeiten (situative Kommunikation). Diese persönliche und soziale Dimension des Lernens wird durch Reflexion und Feedback-Phasen ergänzt, die den Lernprozess vertiefen und Transfer ermöglichen. Dadurch werden die Lernenden in die Lage versetzt, das Erlebte auf ihre Lebens- und Lernrealität zu übertragen.
Abgrenzung und Übergänge zu anderen theatralen oder spielerischen Formen
EduLarp unterscheidet sich von traditionellen Theaterformen durch seine interaktiven und improvisatorischen Elemente, bei der die Teilnehmenden in aktiven Rollen agieren, anstatt vorgegebene Texte zu präsentieren. Auch im Vergleich zu interaktiven Performances, bei denen das Publikum aktiv in die Aufführung eingebunden wird, hebt sich EduLarp oft durch seine spezifische Fokussierung auf Bildungsziele ab, aber auch, weil es ohne gängige Publikumssituationen auskommt. Im Vergleich zu Planspielen, die oft strukturierte Simulationen sind, betont EduLarp die emotionale und soziale Dimension des Rollenspiels und bietet eine vertiefende (immersive) Erfahrung. Während Gamification wiederum spielerische Elemente in herkömmliche Lernkontexte integriert, schafft EduLarp durch seine narrativen und dramatischen Elemente eine umfassende Lernerfahrung. Die Grenzen zwischen diesen Theater- und Spielarten sind oft fließend, und EduLarp lässt sich ziemlich nahtlos mit anderen kreativen Lernmethoden kombinieren. Ein weiteres spannendes Genre, was schon Einzug in schulische Kontexte gefunden hat, ist das Edu-Escape-Game, bei dem die Teilnehmenden durch ihr (gemeinsames) Agieren eine Lösung für Probleme finden müssen. Hier ist das Rollenverständnis oft ein anderes und der Verlauf und Ausgang des Spiels recht genau vorgegeben.
Zielgruppe
Mit dem Projekt wollen wir insbesondere Motivation und Selbstwirksamkeit der Beteiligten, Demokratisierungsprozesse und verschiedene Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeiten im Bereich Sprachbildung mit theatral-spielerischer Praxis fördern. Einige der Spielkonzepte richten sich an Schüler:innen der Grundschule, andere an Schüler:innen ab Sekundarstufe I. Eine Lehrkräftefortbildung wird am Lehrerinstitut Hamburg ab 2024 angeboten.
Material
Im Rahmen verschiedener Arten von Zusammenarbeit, sind zu unterschiedlichen Lernbereichen Spiele entstanden. Hier einige Beispiele: Das Stiftungsprojekt »EduLarp« ist Teil des EduLarp-Netzwerk. Weiterführende Infos finden sich unter www.edularp.de.
»Zuckerschock«
Das EduLarp Zuckerschock beschäftigt die Spielenden fächerübergreifend mit den Themen Nachhaltigkeit, Zensur, Gerechtigkeit und gruppenübergreifendem Planen, Handeln und Kommunizieren.
Fachbereich: Geographie, Philosophie, Gesellschaft
Klassenstufe: SEK1 (ca. 8. Klasse)
Anzahl: Klassengröße (20–30 Teilnehmende)
Anleitung: durch zwei Personen (Empfehlung)
Spieltyp: EduLarp
Dauer: ganztägig (plus Vorbereitung und weiteren Transfer)
In Kooperation mit:
»RoboUnicorn« – Gamifizierung in der Sprachbildung
RoboUnicorn ist ein Spiel zur Sprachförderung, in dem die Lernenden durch das Lösen von Aufgaben Tiere aus einer Computerwelt befreien. Es schafft eine motivierende Atmosphäre und fokussiert situatives Sprechen.
Ein Selbstlernkurs des Lehrerinstituts Hamburg gibt einen ganz kurzen Überblick über die Grundbegriffe von Gamifizierung und Rollenspiel, führt in das Spiel ein, gibt Beispiele zur Verschränkung mit dem Unterricht und hält Materialien für den Einsatz bereit.
Fachbereich: fächerübergreifend, sprachförderlich
Klassenstufe: Grundschule bis SEK1
Anleitung: durch eine Person
Spieltyp: Gamification, EduLarp
Anzahl: Lerngruppengröße (bis 10 Teilnehmende, darüber nicht erprobt, aber möglich)
Dauer: unterrichtsrahmend über ca. 2–3 Wochen Entstanden in Kooperation mit der Gabriele Fink Stiftung und dem Projekt Kreativpotentiale Hamburg, unterstützt durch das LI Hamburg im Rahmen der Hamburger Lernferien.
In Kooperation mit:
Nominiert für den F.R.E.D. im Bereich Nachwuchsförderung. Der Preis für Fortschrittliche Rollenspiel Entwicklung in Deutschland ist ein Preis für innovative und herausragende Live-Rollenspielkonzepte.
»Das Geheimnis der Kiste«
Eine Kiste steht im Raum. Sie wird langsam geöffnet…
In der wunderkammer im Altonaer Museum spielen wir gemeinsam eine Geschichte.
Ihr bekommt geheimnisvolle Fragen und wichtige Aufgaben.
Die Antworten könnt ihr in der wunderkammer finden.
Welche Rolle wirst du in dieser Geschichte übernehmen?
Welche Fähigkeiten werden dir helfen?
Könnt ihr das Geheimnis der Kiste lösen?
Schwerpunkte: Formulieren, situative Kommunikation, Gestalten
Anzahl: Klassengröße (10–30 Teilnehmende)
Klassenstufe: Grundschule
Anleitung: eine Person
Dauer: ca. 1,5 — 2 Stunden
Gamedesign & Durchführung: Frauke Rubarth
In Kooperation mit:
Fortbildung
Gemeinsam mit dem LI bietet die Gabriele Fink Stiftung eine Fortbildung an, in der sowohl die Theaterform EduLarp vermittelt wird, als auch Anregungen für die Integration in andere Fachunterrichte gegeben werden.
Die Teilnehmenden erproben aktiv Charaktererstellung, das Spiel (»Time In«) sowie abschließende Elemente wie »Derole«, »Debrief« und Reflexion. Ein Schwerpunkt liegt auf Anleitungs- und Spielleitungshaltung, ergänzt durch dramaturgische Metatechniken. Zahlreiche Warm-ups, darunter Rollenhinführungen, Raumgestaltung und Kommunikationsübungen, vermitteln praxisnahes Handwerkszeug.
Die Fortbildung schließt mit Gruppenarbeit zu Fragen wie »Was kann ich larpen?« und »Wie kommt das Edu ins Larp?«.
Ein Ausblick thematisiert Spielwahl, Anpassung von Spielen sowie weiterführende Aspekte wie das Schreiben eigener Spiele und die Anleitung von Jugendlichen dazu.
Das Modul dient als Methodeneinstieg »Larp«. Das eigene Ausprobieren und Schauspiel kommen dabei nicht zu kurz.
Die Fortbildung ist darauf ausgelegt, pädagogischen Fachkräften und Lehrenden praxisnahes Wissen und konkrete Methoden zu vermitteln. Die Fortbildung wird in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg (LI) durchgeführt und ist über das TIS-Fortbildungsportal buchbar.
In Kooperation mit:
Ansprechpartnerin in der Gabriele Fink Stiftung ist Frauke Rubarth.