HoT: Handlungs Orientiertes SprachTraining
Das Handlungsorientierte Sprachtraining ist eine Methode, die strukturiert den Wortschatz fördert sowie die angewandte Grammatik und Planungs- und Handlungskompetenz trainiert. Es verbindet Sprachhandlungen mit sinnlichen Erfahrungen auf eine Weise, die das implizite Lernen erleichtert und die erworbenen Kenntnisse systematisch in ein sprachliches Netzwerk integriert. Das Begleitmaterial zum Programm ist besonders geeignet für die sprachfördernde Arbeit und den sprachsensiblen Unterricht mit Kindern in Vor- und Grundschule.
Die Abkürzung HoT steht dabei ursprünglich für »Handlungsorientierter Therapieansatz«. Er wurde von der Logopädin Marianne Reddemann-Tschaikner für Kinder mit Spracherwerbs- und Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen entwickelt und stützt sich auf das Konzept von Dr. Irina Weigl über den Zusammenhang von Handlung und Sprache.
»Man kann etwas auf drei verschiedene Arten kennen lernen: dadurch, dass man es tut, dass man es sich bildlich vorstellt und dadurch, dass man ein symbolisches Mittel, bzw. die Sprache verwendet.« Jérôme Bruner, 1971
Eine HoT-Einheit durchläuft all diese Ebenen nacheinander: zum Beispiel vom konkret-gegenständlichen Apfel, zur bildhaften Zeichnung eines Apfels und anschließend zum symbolisch-sprachlichen Wort »Apfel«. Das unterstützt nicht nur die Informationsverarbeitung und das Abstraktionsvermögen, sondern auch die Speicherungs- und Abrufprozesse. Das Erfahrene und Gelernte wird dadurch sehr viel besser behalten und kann schneller in eine aktive und situative Kommunikation überführt werden.
HoT als Unterrichtsmethode
Das Handlungsresultat wirkt motivierend, Erlerntes zu wiederholen und dadurch zu vertiefen. Im Dialog werden Handlungen systematisch und redundant versprachlicht. Das Ordnen, Zuordnen und Kategorisieren der Zutaten, Materialien und Geräte fördert das situative Wissen, die Wortfindung und den Wortschatz und führt zum Aufbau einer dem Alter entsprechenden Formulierungsfähigkeit.
Die Methode, die in fünf Phasen unterteilt ist, bietet eine Struktur, die Sicherheit an mehreren Stellen gewährleistet: Einen Ablauf, der immer wieder gleich ist und sprachliche Muster, die es möglich machen, Sprache im Zusammenhang zu erfahren. Dies geschieht in Form von sogenannten Skripts, die Alltagshandlungen strukturieren, z.B. kurze Essenszubereitungen oder Bastelanleitungen. »Was wollen wir machen?« und »Was brauchen wir?«: das sind die beiden Fragen, mit denen HoT immer beginnt. Sie werden mit realen Gegenständen und vielen Zeichnungen beantwortet, die zum Sprechen und Handeln einladen und auffordern. Am Ende einer Einheit steht immer ein konkretes Handlungsergebnis.
Zielgruppe
Zusammen mit dem KIKU Kinderkulturhaus Lohbrügge und kulturkaviar für alle e.V. wurde der Ansatz in den letzten Jahren so weiterentwickelt, dass er die Bedürfnisse von Gruppen, insbesondere auch im DaZ-Bereich (Deutsch als Zweitsprache) integriert. Das Handlungsorientierte Sprachtraining eignet sich besonders gut für den Einsatz in Kitas — mit Kindern ab etwa 4,5 Jahren — sowie Vor- und Grundschulen. Diese Altersgruppen profitieren besonders von der Verknüpfung von Sprache und Handlung, da sie durch spielerisches Lernen und praktische Tätigkeiten effektiv neue Sprachkenntnisse erwerben. Die Methode ist flexibel und lässt sich sowohl in reinen Sprachfördergruppen als auch im regulären Fachunterricht (z.B. Kunst, Sachunterricht, Deutsch) integrieren. Das macht sie zu einem vielseitigen Werkzeug für Lehrkräfte.
Eine typische HoT-Einheit umfasst etwa 60 bis 90 Minuten und wird idealerweise wöchentlich über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt. Diese Regelmäßigkeit ist wichtig, um den Lernenden genügend Zeit und Raum zu geben, die Sprache in verschiedenen Kontexten anzuwenden und zu vertiefen. Dabei können die Einheiten thematisch aufeinander aufbauen, sodass die Kinder und Schüler:innen ihre Sprachfähigkeiten kontinuierlich erweitern und festigen.
Die Integration von HoT in den Schulalltag ist besonders in additiven Sprachfördergruppen, in denen Kinder mit unterschiedlichen Sprachständen zusammenkommen, sinnvoll. Hier ermöglicht die Methode eine gezielte Förderung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingeht. Im Fachunterricht bietet HoT die Möglichkeit, fachspezifische Inhalte gleichzeitig sprachlich zu erschließen, was zu einer vertieften Verständigung und einem besseren Verständnis der Fachinhalte führt.
Für Lehrkräfte ist HoT somit ein wertvolles Instrument, das nicht nur die Sprachkompetenz der Lernenden fördert, sondern auch deren Selbstbewusstsein im Umgang mit der neuen Sprache stärkt.
Material
Im Laufe der letzten Jahre wurde auf der Plattform daz-lab.de ein fortlaufender Prozess initiiert, in dem eine Vielzahl von HoT-Skripts erstellt und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Diese Skripts umfassen detaillierte Anleitungen für Bastelarbeiten, Koch- und Zubereitungsaktivitäten, die speziell darauf ausgelegt sind, den Spracherwerb der Kinder in praxisnahen Situationen zu fördern.
Diese Materialien wurden nicht nur entwickelt, sondern auch in realen Unterrichtsszenarien erprobt, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen des Sprachunterrichts gerecht werden und effektiv zur Sprachförderung beitragen. Die teilnehmenden Einrichtungen können auf diese erprobten Skripts zugreifen und sie in ihrem Unterricht anwenden, um ihre eigenen handlungsorientierten Sprachförderprogramme zu bereichern.
Die Plattform wird regelmäßig aktualisiert, um neue Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem laufenden Einsatz der Skripts einzubringen und das Angebot stetig zu erweitern.
Interessierte Einrichtungen und Lehrkräfte sind eingeladen, die Plattform zu erkunden und die Materialien für ihren eigenen Unterricht zu nutzen. Dies unterstützt nicht nur die individuelle Sprachförderung, sondern fördert auch den Austausch von Ideen und Good Practices unter den beteiligten Pädagog:innen.
Fortbildung
Die Gabriele Fink Stiftung bietet eine Fortbildung für Kitas und Schulen an, die sich intensiv mit dem handlungsorientierten Training zum Spracherwerb (HoT) auseinandersetzt. Diese Fortbildung ist darauf ausgelegt, pädagogischen Fachkräften und Lehrer:innen praxisnahes Wissen und konkrete Methoden zu vermitteln. Die Fortbildung wird in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg (LI) durchgeführt und ist dann über das TIS-Fortbildungsportal buchbar.
Die Dauer und der Umfang der Fortbildung können flexibel an den Bedarf der jeweiligen Einrichtung angepasst werden. So gibt es die Möglichkeit, eine kompakte Fortbildung von drei Stunden zu wählen, die sich besonders für eine erste Einführung in das Thema eignet. Für einen intensiveren und umfassenderen Einblick steht auch eine Fortbildung von bis zu neun Stunden zur Verfügung. Diese längeren Formate können zusätzlich durch Supervisionen oder Hospitationen ergänzt werden, bei denen die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, das Gelernte direkt in der Praxis anzuwenden und unter professioneller Anleitung zu reflektieren.
Ein besonderer Vorteil dieser Fortbildung ist, dass sie auch als schulinterne Weiterbildung angeboten wird. Schulen und Kitas können somit das gesamte Kollegium in das Konzept des handlungsorientierten Trainings einführen und gemeinsam an der Umsetzung im eigenen Unterricht arbeiten.
Ansprechpartnerin in der Gabriele Fink Stiftung ist Frauke Rubarth.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit dem Kinderkulturhaus Lohbrügge und dem Institut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung Hamburg: