Das Bündnis für frühkindliche Kulturelle Bildung
»Kollektiv Umordnung« – unser Bündnis für frühkindliche Kulturelle Bildung haben wir gemeinsam mit Hamburger Partnern aus Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie mit der Zürcher Hochschule der Künste 2018 gegründet. Ziel: Selbstwirksamkeit durch Kulturelle Bildung erlebbar machen, um Kindern zu vermitteln, dass sie aktiv Einfluss auf ihre Umwelt nehmen können. Ohne diese grundlegende Erfahrung kann es später im Leben schwierig sein, ein starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln und Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Durch unsere langjährigen Erfahrungen in Bereich Kultureller Bildung entwickelten wir im Sommer 2018 die Vision, die Selbstkompetenz von Kindern bereits im frühen Alter gezielt zu fördern. Insgesamt zeigt das Projekt, wie wichtig es ist, frühkindliche Bildung als ganzheitlichen Ansatz zu betrachten, der nicht nur auf kognitive Fähigkeiten abzielt, sondern auch die emotionale und kreative Entwicklung der Kinder fördert. Selbstwirksamkeitserfahrungen sind dabei der Schlüssel, um den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie aktiv und kompetent in ihrer Welt handeln können.
Unser Bündnis nennt sich »Kollektiv Umordnung«, da bereits alle Wege und Mittel da waren. Sie wurden nur neu gedacht, verknüpft und umgeordnet! Gemeinsam mit der Zürcher Hochschule der Künste hat das Bündnis für frühkindliche Kulturelle Bildung ein Fortbildungskonzept entwickelt. Wie Mira Sack, Professorin für Theaterpädagogik, betont, ging es bei dem Projekt nicht darum, Theater als Genre zu erlernen, sondern um »praktisches Philosophieren« über den Körper und den Raum. Durch das Spiel, das ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist, lernen die Kinder, dass sie selbst aktiv gestalten können. Dies ist besonders wichtig, weil es den Kindern zeigt, dass sie in der Lage sind, etwas in der Welt zu bewirken – eine Erfahrung, die grundlegend für ihre weitere Entwicklung ist.
Neben der Hochschule der Künste mit dem Fachbereich Theaterpädagogik in Zürich gehören zu den Partnern in Hamburg die Stiftung Kindergärten Finkenau, die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik — Fröbelseminar, der Studiengang frühkindliche Pädagogik der HAW, das Kulturzentrum Kampnagel, die Lola Rogge Schule für Tanz(pädagogik) und die Gabriele Fink Stiftung. Von Anfang an ist das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg (LI) mit dem Referat Berufliche Bildung dabei. Aktuell hinzugewinnen konnten wir das Junge Schauspielhaus – und damit geht unsere Fortbildungsreihe in eine neue Runde: im Schuljahr 2024/25 mit »Forschendes Lernen in den Lernfeldern und im Wahlpflichtunterricht der sozialpädagogischen Fachschulen«. Die Fortbildung setzt sich aus sechs aufeinander aufbauenden Veranstaltungen zusammen und vermittelt das Forschende Lernen in seiner Vielfalt als Lernhaltung sowie als Methode. Sie richtet sich erneut an Lehrkräfte der Fachschulen für Sozialpädagogik (früher FSP heute BS: Berufliche Schulen) und knüpft an den neuen Bildungsplan an.
Rückblick
Die Idee, ein Pilotprojekt »frühkindliche Kulturelle Bildung« zu starten, geht auf eine Veranstaltung mit dem Thema Schulabsentismus zurück. Ein Phänomen, das allerspätestens in Klasse sechs auftauchen kann. Als Ursache wurde dort u.a. über Erfahrungen in der frühen Kindheit gesprochen. Dazu Kristina Calvert: »Wenn keine Beziehungsgestaltung stattgefunden hat, wenn das Kind nicht selbstwirksam diese Grunderfahrung gemacht hat, dass es etwas in dieser Welt bewirken kann, ist das später schwer wieder einzuholen«.
Verbündete fanden wir schnell in der FSP1 (Fachschule für Sozialpädagogik – Fröbelseminar). Mit einer Reise von Hamburg nach Zürich startete das Pilotprojekt für kulturelle Früh-Bildung: Zehn Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Sozialpädagogik begleiteten Schweizer Theaterstudierende vor Ort und sammelten künstlerischen Input für die Arbeit mit Kindern unter sechs Jahren.
Staatsrat Rainer Schulz von der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung unterstützt dieses Vorhaben von Anfang an: »Wir müssen nicht nur an der Quantität, sondern kontinuierlich an der Qualität der Kinderbetreuung arbeiten«, sagt er. »Ästhetische Bildung sollte ein Bestandteil der Bildung für alle in der frühen Kindheit sein; hierfür benötigen wir entsprechend geschulte Fachkräfte, die wir in den Berufsschulen ausbilden«.
Die Erfahrungen der Schüler:innen in Zürich wurden ausgewertet und es gab weitere Treffen und Aktionen. Das Kollektiv Umordnung möchte bei der Ausbildung der Erzieher:innen und Kindheitspädagog:innen ansetzen. Es sollen ästhetisch-kulturelle Module entwickelt werden, die sich in die Ausbildung integrieren lassen. Dabei stand das Experimentieren mit künstlerischer Praxis im Vordergrund. Durch den unmittelbaren Kontakt mit künstlerischen Ausdrucksweisen entwickelten die angehenden Erzieher:innen ein stärkeres Gespür für Kreativität und eine eigene kulturelle Haltung. Dies hilft ihnen bei ihrer späteren Arbeit mit den Kindern beim gemeinsamen Erkunden von Tanz, Theater, Kunst und Musik.
In einer Phase 2 wurde die Fortbildung »Forschendes Lernen und performatives Handeln in allen Lernfeldern und Lernsituationen« entwickelt – und hat in zwei Modulen sowohl im November 2021 als auch im Februar 2022 für Lehrkräfte der Hamburger Fachschulen für Sozialpädagogik (Berufliche Schulen für Sozialpädagogik, BS) stattgefunden. Die Referentinnen boten einen Einblick ins Forschen, performative Handeln und Philosophieren. Dabei wurde nicht nur der Blickwinkel des Performativen Handelns eingenommen und reflektiert. Praxisorientiert wurden die Methoden des Forschenden Lernens und performativen Handelns in alle Felder frühkindlicher Pädagogik eingeordnet und gezeigt, welchen Anteil dabei körperliche, ästhetische, dramaturgische und inszenierte Zugänge einnehmen können. In einem weiteren Entwicklungsschritt konnten wir die Fortbildung »Forschendes Lernen in allen Lernfeldern mit Fokus auf die Lernfelder 1 und 4« in fünf Modulen anbieten. In dieser Veranstaltung wurde das Forschende Lernen als Lernhaltung sowie Methode vermittelt. Sie richtete sich an Lehrkräfte der Fachschulen für Sozialpädagogik, die Schülerinnen und Schülern der sozialpädagogischen Bildungsgänge das interessengeleitete und eigenständige Lernen ebenso ermöglichen wollen wie das Forschen mit allen Sinnen im Rahmen einer individuellen Suche, und die sich selbst praktisches Handlungswissen in diesem Bereich aneignen möchten.
Partner
Gemeinsam mit der Zürcher Hochschule der Künste hat das Bündnis für frühkindliche Kulturelle Bildung das Konzept für eine erste Fortbildung entwickelt. Das Ziel des Bündnis für frühkindliche Kulturelle Bildung war es, ästhetisch-kulturelle Module zu entwickeln, die fest in die Erzieher:innenausbildung integriert werden können.
Zu den Partnern des Kollektivs Umordnung zählen in Hamburg die Stiftung Kindergärten Finkenau, die Gabriele Fink Stiftung, die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik – Fröbelseminar, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften, das Kulturzentrum Kampnagel, die Lola Rogge Schule für Tanz/Berufsfachschule für Tanzpädagogik und in Zürich die Hochschule der Künste mit dem Fachbereich Theaterpädagogik. Das LI begleitet den Entwicklungsprozess von Anfang an – und die Fortbildungen sind über das TIS-Fortbildungsportal buchbar.
Fortbildung
»Forschendes Lernen in den Lernfeldern und im Wahlpflichtunterricht der sozialpädagogischen Fachschulen« so lautet der Titel der aktuellen Fortbildungs-Reihe in Präsenz. Im neuen Bildungsplan kann das Forschende Lernen fest verankert werden, um Kindern und Jugendlichen dabei zu helfen, ihre eigenen Lern- und Entwicklungsprozesse aktiv zu gestalten. Wir zeigen anhand bewährter Beispiele, wie diese Forschungszeiten erfolgreich gestartet und begleitet werden können. Im Lernfeld 4 findet das Forschende Lernen in allen Bildungsbereichen Anwendung. Darüber hinaus können durch die Zusammenarbeit in Forschungsgruppen Verbindungen zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen geschaffen werden. So könnten sich die Teilnehmer:innen (später auch die Kinder) beispielsweise mit dem Thema Balance beschäftigen und dieses aus unterschiedlichen Blickwinkeln erforschen – motorisch, kreativ, naturwissenschaftlich, technisch, gesundheitlich oder musisch.
Es geht zum einen um die professionelle Haltung der angehenden Erzieherinnen und Erzieher. Zum anderen bietet das Forschende Lernen als Methode eine wertvolle Gelegenheit, die eigene Bildungsbiografie zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Ein zentraler Aspekt ist dabei der ko-konstruktivistische pädagogische Ansatz, bei dem die Begleitung des kompetenten Kindes im Mittelpunkt steht. Wir zeigen, wie die Bedürfnisse der Kinder als wichtige (Selbst-) Bildungsprozesse wahrgenommen und gefördert werden können. Die sechs Termine gehören verbindlich zusammen.
Ansprechpartnerin in der Gabriele Fink Stiftung ist Carola Jochens.
Das Konzept für diese Fortbildung entstand in Kooperation mit der Behörde für Schule und Berufsbildung, FSP1 — Fröbelseminar, Kampnagel, Kindergärten Finkenau, Lola Rogge Schule und der Zürcher Hochschule der Künste: